Autor*innenpreis

Alles über die zum Autor*innenpreis eingeladenen Dramatiker*innen

April 2019. Der Autor*innen-Wettbewerb ist seit jeher das Herz des Heidelberger Stückemarkts. Aus allen Einsendungen hat das Festivalteam sechs Theaterautorinnen und -autoren ausgewählt. Ihre neuen Stücke werden am 27. und 28. April in Lesungen vorgestellt. Daraufhin vergibt die Stückemarkt-Jury am 5. Mai den Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts, der mit 10.000 Euro dotiert ist und von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung finanziert wird. Die Premiere eines der nominierten Stücke wird den Heidelberger Stückemarkt 2020 eröffnen. Die Jury besteht in diesem Jahr aus der Regisseurin Brit Bartkowiak, dem Dramatiker Stefan Hornbach, dem Kulturredakteur Andreas Jüttner, der Lektorin und Dramaturgin Maja Zade und Jürgen Popig, Leitender Heidelberger Schauspieldramaturg und Künstlerischer Leiter des Heidelberger Stückemarkts (gemeinsam mit Holger Schultze).

Daneben gibt es noch den mit 5.000 Euro dortierten, vom Land Baden-Württemberg gestifteten Internationalen Autor*innen-Preis, der an eine*n der drei nominierten Autor*innen des Gastlandes Türkei vergeben wird. Alle neun Autor*innen beider Wettbewerbe sind zudem im Rennen um den mit 2.500 Euro dotierten Publikumspreis, den der Freundeskreis des Theaters und Orchesters Heidelberg gestiftet hat.

Die Stücke und Autor*innen des deutschsprachigen Autor*innen-Wettbewerbs sind:

deigner vitaBjörn SC Deigner
© Luise Voigt

Der Reichskanzler von Atlantis von Björn SC Deigner

Er ist furchtlos, willensstark und setzt sich für das Schicksal des deutschen Volkes ein: der Reichskanzler Fürst Burkhard von Atlantis, jenes "Kontinents der Blüte". Das Deutsche Kaiserreich von 1871 hat in seiner Welt nie zu existieren aufgehört, die Bundesrepublik Deutschland ist nichts anderes als eine GmbH. Von seiner Frau Jutta mit Apfelkuchen (altdeutsch natürlich!) umsorgt, regiert Fürst Burkhard von seinem Wohnzimmer aus. Bis die Steuereintreiberin Frau Semmerling unangemeldet ins Staatsgebiet eindringt, der Nachbarshund die Staatsgrenze gefährdet und das Reich in eine Staatskrise zu stürzen droht.

Björn Deigner, geboren 1983 in Heidelberg, studierte Angewandte Theaterwissenscha in Gießen. Deigner ist Autor für Theater und Hörspiel sowie Sounddesigner und Komponist an verschiedenen deutschen Stadttheatern. Deigner lebt und arbeitet in Berlin.

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dopler vitaTeresa Dopler
© Rafael Sonntag

Das weiße Dorf von Teresa Dopler

Ruth und Ivan begegnen sich auf einer Flusskreuzfahrt auf dem Amazonas wieder. Es ist schon einige Jahre her, dass sie sich "ein paar Monate lang gekannt haben". Es wäre vielleicht eine vollkommene Liebe gewesen, so vollkommen wie das weiße Dorf in Andalusien, von dem Ruth nur Ivan erzählt und in dem sie sich im nächsten Sommer höchstwahrscheinlich doch nicht treffen werden. Zu sehr haben sie verinnerlicht, Menschen zu sein, "die über Dinge hinwegkommen". Die Autorin entwirft ein tieftrauriges Porträt zweier Menschen, das unter dem Mantel großer Leichtigkeit falsche Lebensentscheidungen in Frage stellt.

Teresa Dopler, Jahrgang 1990, studierte an der angewandten Kunstuniversität Wien. Ihr Debüt "Was wir wollen" wurde 2017 am Landestheater Innsbruck uraufgeführt. Sie ist Teilnehmerin bei Forum TEXT und wird 2019 an der Residency for Emerging Playwrights am Royal Court Theater teilnehmen. Teresa Dopler erhielt zahlreiche Literatur-Stipendien, ihre Texte erschienen in Literaturzeitschriften und im öffentlichen Rundfunk.

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jess vitaCaren Jeß
© Mathias Hainke

Bookpink von Caren Jeß

Den Dreckspfau hat es denkbar schlecht getroffen – schon als die Mutter sein Ei im dunklen Wald entsorgte. Trotzdem geschlüpft, natürlich kriminell geworden. Voll verdreckt – so sieht keiner seine Schönheit. Im Gegenteil. Der Spatz, der Spast, macht ihn nur blöd an, und die Unterstützung gibt ihm Zuspruch, aber keinen Fernseher. Der Bussard redet gar nicht mehr und die Flamingos sind es leid, sich ewig nur im Kreis zu drehen. Veroniko, die Sumpfmeise, möchte nicht auf seine Schönheit reduziert werden und die Taube im Müll träumt von barocker Zügellosigkeit.
In sieben komisch-poetischen Miniaturen beschreibt Caren Jeß menschliche Abgründe im Federkleid und lässt sie so befremdlich schön blühen wie die selbstverliebte Narzisse inmitten der LGTB-Pflasterritzenvegetation.

Caren Jeß, geboren 1985, studierte Deutsche Philologie und neuere deutsche Literatur in Berlin. Als Dramatikerin trat sie 2017 zum ersten Mal in Erscheinung, als sie mit ihrem Stück "Deine Mutter oder der Schrei der Möwe" den dritten Platz beim Osnabrücker Dramatikerpreis belegte. 2018 gewann sie mit "Bookpink" bereits die Residency des Münchner Förderpreises für deutsche Dramatik.

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ratthei vita Daniel Ratthei
© privat

Werther in Love von Daniel Ratthei

Werther besitzt kein Handy, keinen Führerschein, trinkt keinen Alkohol, ernährt sich vegan – er ist "durchgeknallt", würde sein Kumpel Wilhelm sagen – und ist auf der Suche nach Liebe, während Wilhelm eher nach der schnellen Nummer sucht. Als sie auf dem Weg zu einer Party Lotte kennenlernen, weiß Werther sofort: Das ist sie, seine große Liebe. Er ist hin und weg. Daniel Ratthei holt Goethes legendären Briefroman auf kluge Weise in unsere heutige Zeit. Ihm ist damit eine kraftvolle Bearbeitung mit ganz eigenen Zügen gelungen.

Daniel Ratthei, 1979 in Cottbus geboren, studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" in Leipzig. Seitdem an verschiedenen Theatern sowie in der freien Szene als Schauspieler engagiert. Für Jugendliche hat Daniel Ratthei bisher mehrere Stücke geschrieben. Mit "Der goldene Ronny" war er 2017 für den Jugendstückepreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert.

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schrefel vitaMagdalena Schrefel
© Sarah Horvarth

Ein Berg, viele von Magdalena Schrefel

England, 18. Jahrhundert: Im hell erleuchteten Turmzimmer grübelt ein Geograf über einer Afrika-Karte. Warum nur macht der Fluss auf der Karte einen rätselhaften Knick? Der Geograf erfindet kurzerhand den Berg Kong, der den Fluss davon abhält, seinen natürlichen Lauf zu nehmen. Und die Welt glaubt ihm. Im zweiten Erzählstrang trifft die Filmemacherin Pearl auf Ismael, der nach der Küstenwache Ausschau hält und Europa als gefräßigen Kraken bezeichnet. Wenn Ismael seinen Kopf in einen Atlas steckt, dann ist Europa nur einen Daumen weit entfernt. Die Macht der Sprache kann Fakten schaffen. Aber manchmal ist es gut, nicht alles zu glauben, was andere behaupten, davon erzählt Schrefels Stück.

Magdalena Schrefel, geboren 1984, studierte in Wien Europäische Ethnologie/Volkskunde sowie am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Mit ihren preisgekrönten Stücken war sie unter anderem an den Münchner Kammerspielen, beim Heidelberger Stückemarkt und bei der Europäischen Theaterbiennale Wiesbaden zu Gast.

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wieser vitaNadja Wieser
© Vivien Oliveira

Honig von Nadja Wieser

Tarja und Tasch liegen in der Dunkelheit und beobachten den Soldaten "Honig" auf seinem Wachturm. Er gehört zum Camp, das im Heimatland der Kinder stationiert ist. Verspielt und voller Hoffnung versuchen sie, in Kontakt mit den Fremden zu kommen. Doch die Soldaten machen sich bereit für den Abzug. Was macht der Abzug einer militärischen Besatzung mit den Einheimischen? Und interessiert das, was nach dem Abzug in dem Land passiert, eigentlich noch irgendjemanden? Nadja Wieser lässt zwei Kinder aus einem Krisengebiet berichten und ermöglicht damit einen ungewöhnlichen Blick auf das Thema.

Nadja Wieser, Jahrgang 1980, studierte Deutsch, Französisch und Kunst auf Lehramt, anschließend Literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Leipzig. Sie arbeitet als Lehrerin und Autorin und übersetzt Theaterstücke aus dem Französischen. Ihre Texte wurden im Rahmen von Wettbewerben in Lesungen oder Werkstattinszenierungen ausgezeichnet und präsentiert. Sie lebt mit ihrer Familie in Leipzig.

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